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Covid-19 in der Praxis

01. Juli 2022

Häufiger Alzheimerdiagnose nach SARS-CoV-2-Infektion

Eine SARS-CoV-2-Infektion erhöhte in einer dänischen Studie die Wahrscheinlichkeit einer Alzheimer-Diagnose in den darauffolgenden zwölf Monaten deutlich.1

Lesedauer: ca. 2 Minuten

Älterer Herr Gedächtnisverlust

dpa. Redaktionelle Überarbeitung: Dr. Linda Fischer

Infektion förderte Symptome von schon bestehender Erkrankung

Eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus steigerte in einer dänischen Studie die Wahrscheinlichkeit einer Alzheimer-Diagnose in den darauffolgenden zwölf Monaten deutlich. Im Vergleich zu Nicht-Infizierten hatte bei Infizierten 3,5 Mal so häufig ein Arzt oder eine Ärztin Alzheimer festgestellt, schreiben Pardis Zarifkar und ihr Team im Fachblatt ,,Frontiers in Neurology". Zwei deutsche Fachleute betonen aber, dass aus ihrer Sicht die Corona-Infektion Alzheimer bei den untersuchten Fällen nicht ausgelöst, sondern lediglich Symptome einer schon bestehenden Erkrankung zutage gefördert hat. Zuvor hatten andere Medien über die Studie berichtet.

Zusammenhang auch bei Parkinson und Hirninfarkt

Das Team um Zarifkar von der Uniklinik Kopenhagen hatte dänische Gesundheitsdaten ausgewertet und verglichen, wie häufig bestimmte neurodegenerative Erkrankungen im Zeitraum eines Jahres bei Menschen mit und ohne SARS-CoV-2-Infektion auftraten. Dabei stellten sie einen ähnlichen Zusammenhang wie bei Alzheimer auch beispielsweise bei Parkinson und Hirninfarkt fest. Die Forschenden betonen aber, dass bei den meisten untersuchten Erkrankungen - einschließlich Alzheimer - der Effekt nicht größer war als nach einer Grippe oder bakteriellen Lungenentzündungen.

Entzündungsreaktionen durch Atemwegserkrankungen schon bekannt

Es ist bereits länger bekannt, dass solche Atemwegserkrankungen zu Entzündungsreaktionen führen, die einen schädigenden Einfluss auf Nervenzellen im Gehirn verstärken können, wie Anja Schneider, Forschungsgruppenleiterin am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Bonn der Deutschen Presse-Agentur erklärte.

Das in der Studie gezeigte erhöhte Risiko einer Diagnose könnte möglicherweise daran liegen, dass durch eine Corona-bedingte Entzündungsreaktion die Schädigung von Nervenzellen beschleunigt und Symptome schneller sichtbar werden.

Ergebnis bedeutet aber nicht, dass SARS-CoV-2 Alzheimerrisiko erhöht

Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), sagte der dpa, dass man aus der Studie nicht ableiten könne, dass ein Mensch nach einer SARS-CoV-2-Infektion ein erhöhtes Risiko habe, zu einem späteren Zeitpunkt Alzheimer zu entwickeln. Es sei lediglich gezeigt worden, dass nach einer Infektion häufiger Symptome diagnostiziert werden. Er verweist darauf, dass auch äußere Faktoren - zum Beispiel das Verlieren des gewohnten Umfeldes, weil man in eine Klinik muss - dazu führen können, dass eine bereits bestehende Alzheimer-Erkrankung symptomatisch wird.

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