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Covid-19 in der Klinik

10. Feb. 2023
Molnupiravir

Gefährliche Varianten durch antivirales Covid-19-Medikament?

Das antivirale Medikament Molnupiravir ist auch in Deutschland für Patienten mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf zugelassen. Dessen Wirkung beruht auf der Induktion von Mutationen im viralen Genom. Allerdings könnten hierbei auch lebensfähige SARS-CoV-2-Varianten entstehen.

Lesedauer: ca. 2 Minuten

Coronavirus Mutation
Molnupiravir: Steht das Medikament in Zusammenhang mit vermehrungsfähigen Coronavirus-Varianten? (Symbolbild) (Foto: © Getty Images / peterschreiber.media)

Autorin: Maria Weiß | Redaktion: Marc Fröhling

Durch das Virostatikum Molnupiravir sollen so viele Mutationen im Virusgenom ausgelöst werden, dass es sich nicht mehr vermehren kann. Virologen befürchten aber zum Teil, dass durch die medikamentös ausgelösten Mutationen möglicherweise doch lebensfähige SARS-CoV-2-Varianten entstehen, die sich dann ausbreiten könnten und möglicherweise noch leichter übertragbar und gefährlicher sind. Eine andere Sorge war, dass auch Körperzellen von den vermehrten Mutationen betroffen sein könnten, was aber bisher nicht beobachtet wurde. Der Hersteller Merck sieht keine Gefahr durch das Medikament und auch einige Forscherinnen und Forscher halten die Befürchtungen für rein hypothetisch oder überzogen.

Mutationen nach Markteinführung

Wissenschaftler aus aller Welt haben jetzt begonnen, das SARS-CoV-2-Genom auf Mutationen zu untersuchen, die bevorzugt durch Molnupiravir ausgelöst werden. Dies betrifft den Austausch spezifischer Aminosäuren wie Guanin durch Adenin und Cytosin durch Uracil. Einige solcher spezifischen Mutationen wurden tatsächlich erst nachgewiesen, nachdem Molnupiravir 2022 auf den Markt gekommen ist. Auch in Ländern mit hohem Verbrauch und bei Altersgruppen, bei denen das Medikament verstärkt eingesetzt wird, sind solche Mutationen vermehrt nachweisbar, berichtet die Arbeitsgruppe von Theo Sanderson vom Francis Crick Institute in London, UK, in einem Preprint-Bericht, der auf dem Server „MedRxiv“ veröffentlicht wurde. Unklar ist bisher, ob die entstandenen Varianten pathogener oder noch besser übertragbar sind.

Geringer Benefit bei geimpften Patienten?

Zur Beunruhigung könnte beitragen, dass australische Wissenschaftler Hinweise gefunden haben, dass die Behandlung mit Molnupiravir bei immunsupprimierten Patienten zu neuen Varianten führt. Da das geschwächte Immunsystem hier Schwierigkeien hat, die Viren zu eliminieren, können sich über einen längeren Zeitraum viele Mutationen ansammeln.

Zudem scheint nach neueren Berichten der Benefit von Molnupiravir zumindest bei geimpften Personen relativ gering zu sein. In einer Studie aus Großbritannien mit über 26.000 geimpften Teilnehmern wurde zwar die Krankheitsschwere und die Dauer der Symptome etwas reduziert – nicht aber die Häufigkeit von Hospitalisierungen und die Zahl der Todesfälle. Damit stellt sich die Frage, ob der Nutzen hier die möglichen Risiken rechtfertigt, argumentiert Ravindra Gupta, klinischer Mikrobiologe an der University of Cambridge.     

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