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Covid-19 in der Klinik

17. Aug. 2022
Fallbericht

Akute Psychose als primäre Manifestation von Covid-19

Schon länger ist bekannt, dass eine SARS-CoV-2-Infektion auch das zentrale Nervensystem befallen kann. Isolierte psychotische Störungen, wie sie bei einem 35-jährigen Mann aus Westafrika auftraten, gehören dabei zu den seltenen Manifestationen.1

Lesedauer: ca. 2 Minuten

Abstrakte Spiralen

Autorin: Maria Weiß | Redaktion: Christoph Renninger

Bislang vor allem bei Risikofällen

Bisher wurden nur ein paar Fälle von Exazerbationen psychiatrischer Grunderkrankungen oder vermehrter psychotischer Symptome bei entsprechenden Risikofaktoren im Rahmen von Covid-19 beschrieben. Dies war bei dem im Journal of Medicine Case Reports vorgestellten Patienten nicht der Fall. Weder bestand eine psychiatrische Vorerkrankung, noch konnten irgendwelche Stressoren in seinem Leben eruiert werden, die mit einer besonderen Anfälligkeit für psychotische Symptome einhergehen.

Der Mann zeigte nach den Berichten seiner Familie plötzlich ein bizarres Verhalten mit übermäßiger Redseligkeit, unzusammenhängender Sprache, visuellen und akustischen Halluzinationen und Schlaflosigkeit über mehrere Tage. Bei Aufnahme erklärte er, ein Gesandter Gottes und über alle Maßen reich und mächtig zu sein und von Mächten des Teufels verfolgt zu werden. Eine Krankheitseinsicht bestand nicht.

Die körperliche und neurologische Untersuchung ergab keinerlei Auffälligkeiten. Obwohl kein Fieber und keine respiratorischen Symptome vorlagen, wurde bei dem noch nicht gegen SARS-CoV-2 geimpften Mann unter anderem auch ein Corona-Test durchgeführt, der positiv war. Alle anderen Untersuchungen z.B. auf Malaria, Quecksilbervergiftung oder Typhus waren negativ. Im Labor fiel lediglich ein erhöhter GGT-Wert auf, wie man es häufiger bei Patienten mit Covid-19 sieht.

Therapie ist wirksam

Der Patient sprach gut auf die antipsychotische Medikation an. Über einen Zeitraum von sieben Wochen bildeten sich alle Symptome zurück und der Patienten zeigte jetzt auch eine Krankheitseinsicht. Bei der Abschlussuntersuchung zu diesem Zeitpunkt war der PCR-Test negativ und der Patient konnte wieder seiner Arbeit nachgehen.

Die initiale Diagnose einer kurzen psychotischen Störung wurde aufgegeben, da die Symptome länger als vier Wochen anhielten. Aufgrund des Verlaufes kamen die Kollegen jetzt zu dem Schluss, dass es sich um eine COVID-19-assoziierte akute transiente psychotische Störung handelte.

Ungewöhnlich bei diesem Fall war, dass es sich um einen gesunden jungen Mann ohne psychiatrische Vorerkrankungen handelte. Zum Zeitpunkt der Erstvorstellung lagen keinerlei respiratorischen Symptome vor sodass die psychotischen Störungen offensichtlich die primäre Manifestation der Corona-Infektion waren.

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