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Covid-19 in der Klinik

13. Jan. 2022
Intensivtherapie bei Covid-19

Jeder 3. Patient mit zerebralen Blutungen unter ECMO

Zerebrale Blutungen sind bei Patientinnen und Patienten, deren Lungenfunktion wegen eines schweren Covid-19-Verlaufs durch extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) unterstützt wird, mehr als doppelt so häufig wie bei Personen unter ECMO wegen anderer Ursachen eines akuten respiratorischen Distress-Syndroms. 1

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Redaktionelle Bearbeitung: Dr. Linda Fischer

Patientinnen und Patienten mit Covid-19 haben ein deutlich höheres Risiko für diese schwer zu behandelnde Komplikation als andere Patienten. Die ECMO ist eine venovenöse (vv) mechanische Lungenunterstützungstherapie mit einem Oxygenator bei Menschen mit schwerer Hypoxie und sie ist potenziell lebensrettend. Intrakranielle Hämorrhagien (ICRH) und dabei vor allem die intraparenchymatösen Hirnblutungen sind auf der anderen Seite bekannt als lebensbedrohliche Komplikationen einer ECMO-Behandlung. Deren Anwendung bedarf der Gabe von Gerinnungshemmern.

In einer Beobachtungsstudie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) ist die Häufigkeit von ICRH unter ECMO bei Menschen mit akutem respiratorischem Distress-Syndrom (ARDS) aus der Ära vor der SARS-CoV-2-Pandemie mit der ICRH-Häufigkeit von Menschen mit Covid-19 unter ECMO verglichen worden 1.

Das Studiendesign

In die Langzeit-Beobachtungsstudie schlossen die Forschenden Patientinnen und Patienten ein, die im Zeitraum von Januar 2011 bis April 2021 mit ECMO wegen eines ARDS behandelt wurden und entweder während der ECMO-Therapie oder bis zu 72 Stunden nach Beendigung ein Schädel-CT erhalten hatten.

Das Forschungsteam ging der Hypothese nach, dass ICRH häufiger unter vvECMO bei Menschen mit Covid-19 auftreten, als bei Personen unter ECMO wegen eines ARDS anderer Ätiologie. Die Auswertung erfolgte unter anderem mit Cox-Regressions-Analyse, um Parameter zu identifizieren, die mit ICRH assoziiert waren.

Blutungsrisiko unter ECMO bei Covid-19: 35,4 %

204 Personen erfüllten die Einschlusskritieren, davon 48 intensivpflichtige Covid-19-Patientinnen und Patienten und 156 Personen mit ARDS anderer Ursache. Intrakranielle Blutungen fanden sich bei 35,4 % (n = 17/48) der Personen mit Covid-19 und bei 16,7 % (n = 26/156) der Personen mit ARDS anderer Ursache.

Dies bedeutet eine Verdoppelung des Risikos für intrazerebrale Blutungskomplikationen durch ECMO bei Menschen mit Covid-19 und dieser Unterschied war mit einem p = 0,035 statistisch signifikant. Mit einem höheren Risiko für intrazerebrale Hämorrhagien während ECMO waren der multivariaten Cox-Regressionsanalyse zufolge niedrige Carboxyhämoglobinwerte assoziiert. Carboxyhämoglobin war in dieser Studie ein Surrogatmarker für Hämolyse.

Mögliche Ursachen: Intensive Gerinnungsprophylaxe, vaskulärer Stress

Intrakranielle Hämorrhagien sind bei vvECMO im Rahmen einer Intensivtherapie von Covid-19-Kranken doppelt so häufig wie bei vvECMO aus anderen Ursachen. Zu den Gründen könne eine intensivere Gerinnungsprophylaxe bei Personen mit Covid-19 gehören, so die Medizinerinnen und Mediziner des UKE. Es könnten auch der vaskuläre Stress durch Covid-19, durch ECMO und die medikamentöse Antikoagulation zusammenwirken.

Zerebrale Blutungen im Kontext einer ECMO sind gefürchtete Komplikationen, da die therapeutischen Möglichkeiten – auch die chirurgischen – wegen der intensiveren Gerinnungsprophylaxe stark eingeschränkt sind. Die Prognose unter ECMO verschlechtert sich durch ICRH generell erheblich. Einer repräsentativen Registeranalyse zufolge liegt die Krankenhausmortalität bei Covid-19-Erkrankten unter ECMO in Deutschland bei 68 % 2.

Dieser Beitrag ist im Original auf Univadis.com erschienen.

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