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Chirurgie

25. Dez. 2020

Mortalität und der Geburtstag des Chirurgen

US-amerikanische Wissenschaftler haben untersucht, ob sich Operationen rund um den Geburtstag des Chirurgen auf die post-operative Mortalität von Patienten im Vergleich zu anderen Tagen auswirkt.

Lesedauer: ca. 2 Minuten

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Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel in der Weihnachtsausgabe des British Medical Journal.1 Redaktion: Christoph Renninger

Analyse von fast einer Million Operationen

In der retrospektiven Beobachtungsstudie untersuchten die Forscher aus Los Angeles und Boston 980.876 operative Eingriffe, die von 47.489 Chirurgen durchgeführt worden sind. Davon fanden 2064 (0,2%) am Geburtstag des Operierenden statt.

Die Patienten waren zwischen 65 und 99 Jahren alt und unterzogen sich einer von 17 häufigen notfallmäßigen chirurgischen Prozeduren in den Jahren 2011-2014. Entscheidendes Kriterium ist war Mortalität der Patienten 30 Tage nach dem Eingriff.

Die Forscher hatten die Hypothese, dass Operationen am eigenen Geburtstag zu einer Ablenkung und dadurch zu Effekten für den Patienten führen können. Aus früheren Studien ist bekannt, dass persönliche Faktoren wie Feiertage, die Außentemperatur oder die Niederlage des Lieblingssportteams Entscheidungsprozesse beeinflussen können. In der Chirurgie kann dies schwerwiegende Folgen haben.

Mehr Todesfälle durch Geburtstags-Operationen

Die Patienten der „Geburtstagsgruppe“ unterschied sich nicht bezüglich Faktoren wie der Schwere der Erkrankung, ihrem Alter oder Komorbiditäten von den restlichen Patienten. Die 30-Tage-Mortalität bei Eingriffen am Geburtstag des Chirurgen lag bei 7,0% (145/2064), für die übrigen Tage im Jahr bei 5,6% (54.824/978.812).

Abb.1 30-Tages-Mortalität im Verhältnis zum Geburtstag des Chirurgen
Abb.1 30-Tages-Mortalität im Verhältnis zum Geburtstag des Chirurgen
Abb.1 30-Tages-Mortalität im Verhältnis zum Geburtstag des Chirurgen
Abb.1 30-Tages-Mortalität im Verhältnis zum Geburtstag des Chirurgen

Nach einer Anpassung an Patientencharakteristika und Einflüsse des Chirurgen (Vergleich von Operationen des gleichen Arztes an verschiedenen Tagen) lag die Mortalität nach Geburtstagsoperation noch immer mit 6,9% über der postoperativen Todesrate an den anderen Tagen (5,6%) (Abb.1).

Die Ergebnisse bestanden auch bei Anwendung von Analysen wie der Mortalität in der jeweiligen Klinik, dem Zeitpunkt am Tag der Operation oder dem Ausschluss von Chirurgen mit besonders hoher postoperativer Mortalität. Allerdings zeigte sich der Unterschied nur bei Notfalleingriffen, bei elektiven Operation macht der Geburtstag des Chirurgen keinen Unterschied.

Was ist die Ursache?

Die Autoren der Studie führen eine Reihe von möglichen Erklärungen für die höhere Mortalität am Geburstag des Chirurgen an:

  • Höherer Zeitdruck, da möglicherweise Pläne für den Abend und Vorbereitungen der Feier anstehen.
  • Unterhaltungen über den Geburtstag mit Kollegen, Anästhesisten oder Krankenschwestern führen zu Ablenkung.
  • Vermehrt Anrufe und Nachrichten auf dem Telefon, welche ebenfalls zu Ablenkung und verringerter Konzentration führen.
  • Vermehrtes Überlassen von Tätigkeiten an Assistenten oder Studierende, um den OP-Saal früher verlassen zu können.
  • Müdigkeit bei der Entscheidungsfindung, da zuvor viele Entscheidungen rund um Geburtstagsfeierlichkeiten getroffen werden mussten.
  • Unterschiede bei der postoperativen Betreuung. Nach einem Abendessen mit Freunden und Familie wird die Klinik seltener aufgesucht als an anderen Tagen, um Patienten zu begutachten.
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