Scharfmacher aus Ingwer versetzt Immunsystem in Alarmbereitschaft
Ingwer erfreut sich zunehmender Beliebtheit – sowohl als Heilpflanze als auch als Lebensmittel. Jetzt konnte ein Team der TU München zeigen, dass der für die Schärfe verantwortliche Inhaltsstoff [6]-Gingerol beim Konsum üblicher Mengen in der Lage ist, menschliche Neutrophile in Alarmbereitschaft zu versetzen.1
Lesedauer: ca. 2 Minuten

Autorin: Maria Weiß | Redaktion: Nathalie Haidlauf
[6]-Gingerol entfaltet seinen scharfen Geschmack genauso wie das Capsaicin aus Chilis über TRPV1-Kanäle (Transient Receptor Potential VI). Auch Hitze- und Schmerzreize werden über diese auf der Zelloberfläche sitzenden Kanäle wahrgenommen.
Ingwer-Scharfstoffe in Blut nachweisbar
In einer vorangegangenen Pilotstudie konnte das Team um Gaby Andersen vom Leibniz-Institut für Lebensmittelsystembiologie an der TU München bereits nachweisen, dass 30 bis 60 Minuten nach dem Verzehr von einem Liter Ingwertee, relevante Mengen der Ingwer-Scharfstoffe im Blut nachweisbar sind. Die höchste Konzentration wurde hier mit 7 bis 17 Mikrogramm pro Liter für [6]-Gingerol erreicht.
Gingerol versetzt Neutrophile in Alarmbereitschaft
Jetzt konnten die Forschenden zeigen, dass TRPV1 nicht nur auf sensorischen Zellen exprimiert wird, sondern auch auf der Oberfläche von Neutrophilen. Inkubiert man diese Immunzellen dann über 2 Stunden mit [6]-Gingerol, werden die Kanäle offenbar aktiviert, was sich an einer erhöhten Oberflächenexpression der Entzündungsmarker CD11b und CD66b ablesen lässt. Setzt man diese „scharfgestellten“ Neutrophilen dann externen Triggern wie dem bakterielle Peptid vom Typ fMLF (formyl-Met-Leu-Phe) aus, steigen die Interleukin-8-Sekretion und die Produktion reaktiver Sauerstoffspezies (ROS) in Neutrophilen um etwa 30 % an.
Damit reagierten die stimulierten Zellen im Vergleich zu Kontrollzellen um etwa 30 % stärker auf die Bakterienbestandteile, erklären die Forschenden. Für diesen Effekt reichte bereits eine sehr geringe Konzentration von knapp 15 Mikrogramm [6]-Gingerol pro Liter Nährmedium aus und er ließ sich durch einen TRPV1-Rezeptor-spezifischen Hemmstoff aufheben.
Weitere Forschung nötig
Die Untersuchungen unterstützen die These, dass sich das Immunsystem durch den Konsum von Ingwer in üblichen Mengen modulieren und in eine erhöhte Alarmbereitschaft versetzen lässt. Welche Bedeutung dies aber tatsächlich in der Praxis hat, muss noch in weiteren molekularen, epidemiologischen und klinischen Studien geklärt werden, so die Autoren.
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