
RKI warnt vor durch Stechmücken übertragene Krankheitserreger
West-Nil-Virus, Dengue, Chikungunya: In Deutschland hat die Saison stechmückenübertragener Erreger begonnen – ein Überblick.
Lesedauer: ca. 3 Minuten

Autorin: Andrea Hertlein | Redaktion: Marc Fröhling
In Deutschland hat die Saison stechmückenübertragener Krankheitserreger begonnen. Darauf weist das Robert Koch-Institut (RKI) im aktuellen Epidemiologischen Bulletin 22/2023 hin. Ärzte seien aufgefordert, bei auffälliger Symptomatik und örtlicher Häufung auch eine Infektion mit exotischen Krankheitserregern wie dem West-Nil-Virus oder dem Chikungunya-, Dengue- oder Zika-Virus in Betracht zu ziehen.
West-Nil-Virus: Endemiegebiet in Ostdeutschland
Seit mindestens 2018 zirkuliert nach RKI-Angaben in einem Endemiegebiet in Ostdeutschland saisonal das von heimischen Stechmücken vor allem auf Vögel übertragene West-Nil-Virus (WNV), wobei Menschen und Pferde gelegentlich als Fehlwirte infiziert würden. In der Regel treten die menschlichen Fälle in oder in der Nähe von Regionen auf, in denen zuvor schon infizierte Vögel, Pferde oder Stechmücken nachgewiesen wurden. Diese Gebiete dehnen sich laut RKI möglicherweise von Jahr zu Jahr leicht aus. Im Jahr 2022 wurden in Deutschland 13 autochthone Fälle von WNV-Infektionen übermittelt, sowie vier asymptomatische autochthone Infektionen.
In Jahren, in denen das Frühjahr warm und nicht zu trocken ist und die Sommer lang und warm verlaufen, ist vermutlich mit höheren Zahlen von WNV-Infektionen bei Menschen und Pferden zu rechnen, heißt es im RKI-Bericht. Ärzte sollten vor allem im Sommer und Spätsommer bei Personen mit ätiologisch unklaren Enzephalitiden und bei örtlichen Häufungen von Erkrankungen mit Fieber unklaren Ursprungs (mit oder ohne Hautausschlag) eine WNV-Diagnostik veranlassen, auch wenn die Betroffenen keine Reiseanamnese aufweisen.
In Risikogebieten immer auch FSME abklären
Bei Personen mit Meningoenzephalitis sollte unbedingt auch an eine Frühsommer-Meningoenzephalitis-(FSME) gedacht werden, wenn sich der Patient in einem FSME-Risikogebiet aufgehalten hat, empfiehlt das RKI. Das gelte vor allem im Spätsommer und bei älteren Menschen oder Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen.
Asiatische Tigermücke in Deutschland auf dem Vormarsch
In Deutschland breitet sich außerdem die Asiatische Tigermücke (Ae. albopictus) immer weiter aus, teilt das RKI weiter mit. Sie könne grundsätzlich exotische saisonale Krankheitserreger wie das Chikungunya-, Dengue- oder Zika-Virus auf Menschen übertragen, wenn sie diese Viren zuvor von infizierten Reiserückkehrenden aus Endemiegebieten aufgenommen hat. So kam es in Italien zu zwei großen Chikungunya-Virus-Ausbrüchen, außerdem zu vielen kleinen autochthonen Clustern von Chikungunya-, Dengue- und vereinzelt auch zu Zika-Virus-Infektionen in verschiedenen südeuropäischen Ländern. Im Jahr 2022 wurden bei deutschen Reisenden mindestens zwei Übertragungen von Dengue-Virus auf der spanischen Insel Ibiza nachgewiesen.
Chikungunya und Dengue in Deutschland bislang nicht endemisch
Bislang hat das RKI in Deutschland noch keine autochthon stechmückenübertragenen Infektionen mit diesen Viren registriert. Mit möglichen autochthonen menschlichen Chikungunya-Virus-Infektionen ist im Sommer jedoch zu rechnen und aufgrund des Klimawandels dürfte auch die Wahrscheinlichkeit von autochthonen Dengue-Virus-Infektionen eher zunehmen, so das RKI.
In Gebieten mit Ae. albopictus sollten Ärzte daher bei örtlichen Häufungen von Erkrankungen mit Fieber unklaren Ursprungs (mit oder ohne Hautausschlag) bei Personen ohne Reiseanamnese auch an nicht endemischen Erreger denken, empfiehlt das RKI. Kommt in der Region gleichzeitig das West-Nil-Virus vor, sei diese Virus-Infektion wahrscheinlicher und sollte deshalb differenzialdiagnostisch bevorzugt abgeklärt werden.
Mückenschutz nach Rückkehr aus den Tropen beibehalten
Das RKI fordert außerdem, dass Reiserückkehrende aus den Tropen und Subtropen in Gebiete, in denen die Asiatische Tigermücke vorkommt einen Mückenschutz durch bedeckende Kleidung, Repellentien und Netze bzw. Fenstergitter für zwei Wochen beibehalten sollten. Lokale Behörden können ebenfalls im Umfeld solcher Fälle die Suche nach Ae. albopictus und den Einsatz von Adultiziden zu deren Bekämpfung erwägen, schreibt das RKI.
Dieser Beitrag ist im Original auf Univadis.de erschienen.