
Schon durch Anstieg von 1°C deutlich mehr Herztote
Eine Hitzeexposition, wie sie aufgrund des Klimawandels heute häufiger vorkommt, ist möglicherweise ein unterschätzter kardiovaskulärer Risikofaktor. Nach den Ergebnissen einer Metanalyse einer australischen Arbeitsgruppe, könnte eine Temperaturerhöhung von einem Grad bereits zu einem deutlichen Anstieg von Todesfällen aufgrund von Herz-Kreislauferkrankungen führen.1
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Autorin: Maria Weiß, redaktionelle Bearbeitung: Alisa Ort
Für die Metaanalyse wurden 266 Studien (Januar 1990 bis März 2022) ausgewertet, die sich mit dem Zusammenhang von kardiovaskulärer Morbidität bzw. Mortalität und Klimawandel, Temperatur und Wetterbedingungen beschäftigten.
Höhere kardiovaskuläre Mortalität
Dabei zeigte sich, dass es bei einer Temperaturerhöhung um ein 1°C zu einem Anstieg der kardiovaskulären Mortalität um 2,1 % kommt.
Am stärksten nahm die Sterblichkeit aufgrund von
- Schlaganfällen (+3,8 %) und
- koronarer Herzkrankheit (+2,8 %) zu.
Über 65-jährige Menschen waren stärker von dem Mortalitätsanstieg betroffen als jüngere.
Anstieg der Morbidität
Die temperaturabhängige Morbidität durch kardiovaskuläre Erkrankungen nahm um 0,5 % zu. Vor allem bei Arrhythmien und Herzstillständen stieg diese an (+1,6 %), dies galt insbesondere für den Herzstillstand außerhalb des Krankenhauses (+2,1 %). Nur auf hypertensive Erkrankungen schien sich eine Temperaturerhöhung eher günstig auszuwirken.
Fast ein Fünftel mehr Herztote bei Hitzewellen
Auch der Einfluss von Hitzewellen mit sehr hohen Temperaturen über mehrere Tage wurde im Rahmen der Metanalyse untersucht. Insgesamt erhöhte sich hier die kardiovaskuläre Gesamtmortalität um 11,7 % – bei steigender Intensität sogar bis fast 19 %
Für Menschen in Ländern mit tropischem Klima waren die Risiken einer Temperaturerhöhung höher als in gemäßigten Klimazonen, was dafürspricht, dass auch weitere lokale Bedingungen in den verschiedenen Ländern von Bedeutung sein können.
Strategien zum Schutz der Bevölkerung notwendig
Die durch den Klimawandel bedingte Zunahme der Hitzeexposition zusammen mit dem immer höheren Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung könnte die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität in Zukunft deutlich erhöhen, schreibt das Studienteam. Hier sei weitere Forschung notwendig, um Strategien zum Schutz der gefährdeten Bevölkerung zu entwickeln.
Limitationen
Als Limitationen gibt das Autorenteam u.a. an, dass aus Ländern mit tropischem Klima insgesamt weniger Studien zur Verfügung standen und die Studien insgesamt sehr heterogen waren. Außerdem fehlten in vielen Studien Daten zu möglichen Einflussfaktoren wie kardiovaskulären Vorerkrankungen, Komorbidität und Medikation.