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Praxis-Wissen kompakt

07. Jan. 2022

5 Wege zu einem längeren Leben

Die meisten Menschen wollen ein langes und glückliches Leben. Doch was sagt die Wissenschaft zur Biologie des Alterns und Maßnahmen für ein längeres Leben?1

Lesedauer: ca. 3 Minuten

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Redaktion: Christoph Renninger

Ernährung und Lebensstil: Viel Obst und Gemüse

Eine Populations-Studie mit mehr als 20.000 Personen zeigte, dass Normalgewicht, nicht rauchen, begrenzter Alkoholkonsum und täglich mindestens fünf Portionen Obst und Gemüse die Lebenserwartung um 7-14 Jahre verlängern kann, im Vergleich zu Menschen, die rauchen, zu viel Alkohol trinken und übergewichtig sind.2

Eine Kalorienreduktion um etwa ein Drittel konnte in Tierstudien das Leben verlängern, solange die Ernährung ausgewogen war. Beim Menschen zeigte zeitlich begrenztes (Nahrungsaufnahme nur während eines 8-Stundenfensters) oder Intervallfasten (2 x wöchentlich fasten), ein gesenktes Risiko für altersbedingte Erkrankungen bei Teilnehmenden im mittleren Alter.3

Körperliche Aktivität: Besser keinen Marathon laufen

Weltweit ist körperliche Inaktivität für etwa 10% aller vorzeitigen Todesfälle in Folge von chronischen Krankheiten, wie koronarer Herzkrankheit, Diabetes mellitus Typ 2 oder verschiedenen Krebsarten, verantwortlich.4 Wären alle Menschen ausreichend aktiv, würde die Lebenserwartung um ein Jahr ansteigen.

Etwa 30 Minuten moderater bis stärkerer körperlicher Aktivität sind für die meisten Personen ausreichend.5 Dies kann schädliche Entzündungen reduzieren und auch die Stimmung verbessern.6

Weniger gut für die Gesundheit, sind extreme Anstrengungen, etwa ein Marathonlauf. Nicht nur werden Muskeln und Bänder stark beansprucht, auch das Immunsystem wird unterdrückt und das Risiko für Infektionen ist nach einer derartigen Aktivität erhöht.7

Das Immunsystem stärken: IL-7 und Spermidin

Gleich wie gesund man sich ernährt und fit hält, das Immunsystem wird im Alter weniger effektiv sein. Folgen der Immunseneszenz sind Probleme beim Kampf gegen Infektionen und ein schwächeres Ansprechen auf Impfungen. Der Prozess beginnt bereits im frühen Erwachsenenalter, wenn der Thymus sich zurückbildet (Involution).

Durch eine ausreichende Versorgung mit wichtigen Vitaminen, insbesondere A und D, können die Auswirkungen abgeschwächt werden. Ein möglicher Ansatz ist der Einsatz von Interleukin 7 (IL-7), um das Immunsystem bei älteren Menschen zu boostern.8 Eine weitere Möglichkeit ist die Einnahme von Spermidin als Nahrungsergänzungsmittel, welches die Autophagie in Immunzellen anregt und so das Immunsystem und das Ansprechen von Impfungen verstärkt.9

Zellen verjüngen mit Hilfe von den Osterinseln

Kommt es bei Zellen zur Seneszenz kann dies zu niederschwelligen Entzündungen und Krankheiten führen, welche charakteristisch für das biologische Altern sind. Bereits 2009 konnten Forschende zeigen, dass Mäuse länger und gesünder lebten, wenn sie kleine Mengen an Rapamycin (Sirolimus), einem mTOR-Inhibitor, einnahmen.10 Dieses Schlüsselprotein spielt eine wichtige Rolle bei der zellulären Antwort auf Nährstoffe, Hormone, Stress und Schäden.

Die Substanz wurde erstmals in der Erde der Osterinseln entdeckt und wird derzeit in einer klinischen Studie am Menschen untersucht (PEARL-Studie).11 Da die Dosis entscheidend ist, werden auch neuere auf Rapamycin basierende Medikamente wie RTB101 untersucht.12 Dieses kann das Immunsystem bei älteren Menschen verbessern, gerade auch im Kampf gegen Covid-19.13

Das Altern einfach auflösen

Ein weiterer Therapieansatz sind Senolytika, Medikamente, die bei seneszenten Zellen die Apoptose induzieren. Im Mausmodell zeigten diese Verbesserungen bei der Gesundheit und ein längeres Leben.14 Aber auch in einer kleinen klinischen Studie mit Patientinnen und Patienten mit schwerer Lungenfibrose konnten Senolytika das Allgemeinbefinden und die Gehfähigkeit verbessern.15

Diabetes und  Übergewicht, aber auch bestimmte bakterielle und virale Infektionen, können die Seneszenz von Zellen verstärken, darunter auch Covid-19. Senolytika konnten diesen Prozess nach einer SARS-CoV-2-Infektion zumindest bei alten Mäusen aufhalten und die Mortalität reduzieren.16

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