
Welcher führt nun zum längeren Leben?
Eine gesunde Ernährung kann viel zu einem langen Leben beitragen. Doch was beinhaltet sie? Offensichtlich führen hier verschiedene Varianten gleichermaßen zum Ziel, wie eine prospektive Studie aus den USA nun gezeigt hat (JAMA Intern Med. 2023).1
Lesedauer: ca. 3 Minuten

Autorin: Maria Weiß | Redaktion: Marina Urbanietz
Heutige Ernährungsempfehlungen enthalten meist keine festen Vorgaben für den Anteil an Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen, sondern benennen Lebensmittelgruppen, die häufig verzehrt werden sollten und solche, die man besser nur in geringen Mengen konsumiert. Zu den empfohlenen Lebensmitteln gehören in den meisten Ernährungsplänen Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, Nüsse, Hülsenfrüchte und pflanzliche Öle. Zu den eher ungünstigen zählen hingegen raffinierter Zucker, rotes Fleisch, tierische Fette und hoch verarbeitete Lebensmittel.
4 Ernährungspläne im Vergleich
In den USA werden von verschiedenen Institutionen vier gesunde Ernährungspläne propagiert:
- „Alternate Mediterranean Diet“ (AMED): Klassische mediterrane Ernährung mit viel Fisch; geringe Mengen Alkohol sind erlaubt.
- „Healthful Plant-based Diet Index“ (HPDI): Überwiegend vegetarische Kost.
- „Healthy Eating Index 2015“ (HEI-2015): Im Fokus steht die Reduktion von Salz, Zucker und gesättigten Fetten. Der Ernährungsplan wurde ursprünglich vom US-Landwirtschaftsministerium herausgegeben und wird regelmäßig aktualisiert.
- „Alternate Healthy Eating Index“ (AHEI): Dieser Ernährungsplan ist am ehesten mit HEI-2015 vergleichbar. Allerdings wird hier der Fokus stärker auf die Risikoreduktion bei chronischen Erkrankungen gelegt. AHEI wurde von Forschern der Harvard Universität entwickelt.
Daten aus zwei großen prospektiven Kohortenstudien
Die Ernährungspläne haben viele Gemeinsamkeiten, aber weisen auch einige Unterschiede auf. Ein internationales Forscherteam unter Schriftführung von Zhilei Shan hat jetzt die Auswirkungen dieser vier verschiedenen Ernährungsformen auf die Lebenserwartung untersucht. Dazu nutzten sie die Daten von zwei großen prospektiven Kohortenstudien aus den USA, deren Teilnehmer alle 2-4 Jahre nach ihren Ernährungsgewohnheiten gefragt wurden.
- „Nurses’ Health Study“ (NHS): Hier wurden von 1984 bis 2020 75.230 Krankenschwestern im Alter von anfangs 30 bis 55 Jahren nachverfolgt.
- „Health Professionals Follow-up Study“ (HPFS): Die Auswertung umfasst 44.085 männliche Angehörige der Gesundheitsberufe, die zu Beginn der Studie 40 bis 75 Jahre alt waren.
Alle gleich gut?
Vor jeder der vier Ernährungsformen konnten die Forschenden eine günstige Auswirkung auf die Überlebenszeiten zeigen. Für Teilnehmende im oberen Quintil des AHEI konnte im Vergleich zum niedrigsten Quartil eine 20%-ige Reduktion der Mortalität gezeigt werden (adjustierte HR 0,80). Für das Fünftel der Teilnehmenden, die sich am besten an den HEI-2015 gehalten hatten, wurde eine Verminderung um 19% (aHR 0,81), für Befolger des AMED-Scores um 18 % (aHR 0,82) und des HPDI um 14 % (aHR 0,86) festgestellt.
Für alle Ernährungsformen war auch die spezifische Mortalität an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall, Herzinfarkt, Krebs und Atemwegserkrankungen reduziert – für den AHEI und AMED auch an neurodegenerativen Erkrankungen. Außerdem konnten die Forschenden zeigen, dass die Menschen unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft und möglichen Risikofaktoren wie Übergewicht, Tabakrauchen, hoher Alkoholkonsum, Bewegungsmangel, sowie Diabetes, Herzinfarkt und/oder Krebserkrankungen in der Familie profitieren.
Fazit und Einschränkungen
Die Studie zeigt somit, dass sich eine gesunde Ernährung in jedem Fall auszahlt. Dazu muss man sich offensichtlich nicht an einen spezifischen Ernährungsplan halten, sondern kann unter den gesünderen Lebensmitteln nach kulturellen Ernährungstraditionen und individuellen Vorlieben auswählen.
Eingeschränkt wird die Aussagkraft der Studie durch die Tatsache, dass die Erfassung der Ernährung nur auf Selbstauskünften beruht. Zudem lässt sich nicht ganz ausschließen, dass nicht berücksichtigte Lebensstilfaktoren das Ergebnis beeinflusst haben.
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- Shan Z, Wang F, Li Y, et al. Healthy Eating Patterns and Risk of Total and Cause-Specific Mortality. JAMA Intern Med (2023); doi:10.1001/jamainternmed.2022.6117.