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Praxis-Wissen kompakt

15. Sep. 2023
Fingernägel, Handflächen, Fingerlänge

Was Hände über den Gesundheitszustand aussagen

Zeig mir deine Hände – und ich sage dir, was dir fehlt: Schon Hippocrates wusste, dass Hände viel über die Gesundheit aussagen können. Hier ist einiges zusammengetragen.1

Lesedauer: ca. 3 Minuten

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Was Hände über die Gesundheit aussagen. Symbolbild (Foto: Dreamstime.com | Pop Nukoonrat)

Autorin: Maria Weiss | Redaktion: Dr. Linda Fischer

Nagelveränderungen

Uhrglasnägel: Klinisch stellen sich Uhrglasnägel mit einer starken Wölbung der Finger- und Zehennägel in Längs- und Querrichtung dar. Dabei können sowohl einer als auch mehrere Zehen bzw. Finger betroffen sein. Diese Verformung der Nägel wurde schon im 5. Jahrhundert vor Christus mit einem Lungenempyem in Verbindung gebracht. Heute werden sie auch als Anzeichen für andere Erkrankungen wie Cystische Fibrose, Leberzirrhose oder Schilddrüsenerkrankungen gedeutet.

Lindsay-Nägel: Bei dieser auch als Halb-und-Halb-Nägel bezeichneten Veränderung, ist die eine Hälfte des Nagels weiß und die andere bräunlich. Etwa die Hälfte der Patientinnen und Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen weisen diese Veränderungen auf. Man findet sie aber auch bei Leberzirrhose oder bei der rheumatischen Vaskulitis Morbus Behcet.

Terry-Nägel: Die Nagelveränderung wird aufgrund der weißlichen oder milchigen Verfärbungen auch als Milchglas-Nägel bezeichnet. Auch sie werden als Zeichen für eine Leberzirrhose gedeutet, sind aber auch mit Typ-2-Diabetes, Niereninsuffizienz oder einer HIV-Infektion assoziiert.

Muehrcke-Bänder:  Hierbei handelt es sich um weißliche bandförmige Verfärbungen der Nägel, die paarweise und quer über die Nagelplatte verlaufen. Die Veränderung kann auf einen ausgeprägten Albuminmangel und damit auf eine chronische Nierenerkrankung weisen.

Neapolitan-Nägel: Dies bezeichnet die dreizonigen Verfärbungen der Nägel, die als Alterserscheinung häufig bei über 70-Jährigen zu finden sind. Sie sind harmlos und kein Grund zur Sorge.

Veränderungen der Hände

Schweißige Handflächen: Sind die Handflächen (und auch Gesicht, Nacken und Achselhöhlen) schweißig ohne Hitzeexposition, vorangehende Aufregung oder körperliche Belastung, kann dies durch falsche Nervensignale bedingt sein, die die Schweißdrüsen aktivieren. Man findet dies im Rahmen einer primären Hyperhidrose – aber auch bei einer Überfunktion der Schilddrüse.  

Lokalisierte rote oder violette Verfärbungen der Handflächen und Finger: Diese Veränderungen müssen immer ernst genommen werden, da sie auf eine bakterielle Endokarditis mit hoher Mortalität hinweisen können. Man unterscheidet Osler-Knötchen und Janeway-Läsionen.

Bei Osler-Knötchen handelt es sich um typischerweise sehr schmerzhafte rötliche Knötchen von 1 bis 10 mm Durchmesser im Bereich der Finger, die sich nach Stunden oder Tagen zurückbilden. Janeway-Läsionen sind irregulär begrenzte schmerzlose Läsionen verschiedener Größe, die einige Tage bis zu Wochen bestehen bleiben können. Beide Formen sollten eine sofortige Abklärung einer Endokarditis zur Folge haben.

Ameisenlaufen und Taubheitsgefühl: Lässt sich das Gefühl „eingeschlafener“ Hände nicht einfach wegschütteln oder kommen Taubheitsgefühl und Schmerzen dazu, kann ein Karpaltunnelsyndrom vorliegen, bei dem der N. medianus im Bereich des Handgelenks komprimiert wird. Risikofaktoren sind u. a. Übergewicht und Schwangerschaft.

Die Symptome können aber auch Anzeichen für eine diabetische Neuropathie sein. Treten solche Symptome sehr oft auf oder halten länger an, sollte ein Diabetes ausgeschlossen werden.  

Fingerlänge: Die unterschiedliche Länge von Ring- und Zeigefinger kann Hinweise auf spätere Krankheitsrisiken geben. Das Verhältnis der Länge von Ring- zu Zeigefinger unterscheidet sich bei Frauen und Männern. Bei Frauen sind die beiden Finger in der Regel etwa gleich lang – bei Männern ist der Ringfinger typischerweise länger als der Zeigefinger. Ein längerer Ringfinger geht bei Frauen und Männern mit besseren Leistungen in verschiedenen Sportarten einher – bei Frauen aber auch mit einem erhöhten Risiko für Knie- und Hüftgelenksarthrosen.

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