
Gesünder dank Modelleisenbahn, Hund oder Malen?
Das Ausüben von Hobbies ist bei Menschen ab 65 Jahren mit weniger Depressionen, besserer Gesundheit und höherer Lebenszufriedenheit assoziiert. Diese Befunde seien nahezu universell, heißt es in einer Metaanalyse von Längsschnittstudien aus 16 Nationen inklusive Deutschland.1
Lesedauer: ca. 3 Minuten

Autorin: Nicola Siegmund-Schultze | Redaktion: Nathalie Haidlauf
Die Daten legen eine Kausalität zwischen der regelmäßigen Ausübung von Hobbies und positiven Effekten auf die physische und mentale Gesundheit nahe. Angesichts der Herausforderungen, die der demografische Wandel für die finanziellen und personellen Ressourcen in der Gesundheitsversorgung mit sich bringe, sei die Motivierung zu Hobbies ein wichtiges Element der Prävention, auch im Rahmen ärztlicher Konsultationen, schreiben die Autorinnen und Autoren.
Auf der Suche nach neuen Präventionsstrategien
Zum Hintergrund: In vielen Industriestaaten führt eine Geburtenrate von durchschnittlich weniger als 2,1 Kindern pro Frau dazu, dass der Anteil der Menschen ab 65 Jahre an der Gesamtbevölkerung mit der Zeit immer größer wird. In Deutschland stieg er laut DESTATIS von 1991 bis 2021 von 15% auf 22% an.
Durch diese Veränderungen rücken ältere Menschen stärker in den Fokus von Politik und Gesellschaft. Seit längerem werden die Effekte von Sport und anderen regelmäßigen Freizeitaktivitäten auf die Gesunderhaltung untersucht. Bisherige klinische Studien haben sich meist auf bestimmte Kategorien von Hobbies fokussiert, basierten auf nationalen Daten oder haben nur einzelne gesundheitliche Aspekte untersucht. Ein europäisches Team hat gemeinsam mit Forschern aus Japan umfassende Daten im Langzeitverlauf analysiert.
Design der Studie
Grundlage der Arbeit waren ein systemischer Review und Metaanalyse 5 internationaler Längsschnittstudien zur Frage der Ausübung von Hobbies und dem selbstberichteten Wohlbefinden, und zwar über 4 bis 8 Jahre.
Als Hobbies definiert sind Aktivitäten in der Freizeit mit dem Ziel, das Wohlbefinden zu erhalten oder zu verbessern, zum Beispiel künstlerische oder handwerkliche Tätigkeiten, körperliche Aktivitäten, Ehrenämter, Spielen oder Lesen.
Daten kamen aus 16 Nationen, u.a. aus USA, China und Japan. 13 europäische Länder waren beteiligt. Ein Blick auf die Teilnehmenden aus Deutschland: Diese waren zu 49 % weiblich, gehörten zur Altersgruppe zwischen 67 und 81 Jahren (Durchschnitt: 74 Jahre) und waren meist im Ruhestand (90 %). Mindestens ein Hobby gaben 91% an.
Körperlich und mental fitter dank eines Hobbys
Die 5 Längsschnittstudien hatten insgesamt 93.262 Personen im Alter ab 65 Jahren, davon 966 aus Deutschland.
Die Häufigkeit von Hobbies variierte zwischen 51 % in Spanien bis zu 96 % in Schweden. In der Population aus Deutschland übten 91 % der Teilnehmer ab 65 Jahre ein Hobby aus, in Österreich und Japan jeweils 90 %.
Nach Berücksichtigung potenzieller Einflussfaktoren, darunter länderspezifische oder soziale Charakteristika, ergaben sich für folgende Parameter statistisch signifikante Assoziationen für Menschen, die regelmäßig mindestens einem Hobby nachgingen:
- weniger depressive Verstimmung,
- höhere Werte bei der Gesundheit insgesamt,
- höhere Werte beim Gefühl des Glücklichseins,
- höhere Werte bei der Lebenszufriedenheit.
Diese Assoziationen blieben im Trend und in der Signifikanz über längere Beobachtungszeiträume bestehen (4 Befragungswellen in 8 Jahren).
Klare Assoziationen zwischen Hobbies mit besserer Gesundheit und Lebensqualität gab es auch in Ländern wie Spanien, Italien und den USA, in denen vergleichsweise wenige Menschen einem Hobby nachginge (51 %, 54 % und 56 %) und der Gesundheitszustand der Befragten stark differierte.

Es gibt Menschen, die neben ihrem Beruf einer Leidenschaft nachgehen, der sie jede freie Minute widmen. Wir wollten wissen: Wofür schlägt Ihr Herz? Knapp 60 Ärztinnen und Ärzte haben sich darüber ausgetauscht, wie sie im Alltag für Ausgleich sorgen.
Mit Hobbies Krankheiten vorbeugen
Die Ausübung eines Hobbys oder mehrerer regelmäßiger Freizeitaktivitäten ist mit besserer mentaler und körperlicher Gesundheit assoziiert, und zwar in unterschiedlichen Kulturen.
Da die Zusammenhänge auch bei niedriger Prävalenz der Ausübung von Hobbies in einzelnen Ländern gefunden wurden und zeitlich korrelierten, hält das Studienteam eine Kausalität für naheliegend, zumindest aber für möglich. Effektstärken in Abhängigkeit von der Intensität der Hobbyausübung wurden nicht untersucht.
Gesunde Seniorinnen und Senioren können damit länger ein selbstständiges und selbstverantwortliches Leben führen. Entsprechend steigen die individuelle Wertschätzung und die Bedeutung guter Gesundheit mit dem Alter an.
Psychosoziale Interventionen sollten stärker als bisher in die ärztliche Versorgung älterer Patienten integriert werden, so das Team der internationalen Studie. Ältere Menschen haben eigene Krankheitserfahrungen, sind sensibilisiert und nehmen ärztlichen Rat im Allgemeinen sehr ernst.
Der Beitrag ist im Original erschienen auf Univadis.de.
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