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Praxis-Wissen kompakt

16. März 2023

Eosinophile Ösophagitis: Auf nur 1 Lebensmittel verzichten

Der Verzicht auf Tiermilch allein ist bei der Behandlung einer eosinophilen Ösophagitis ebenso wirksam wie der Verzicht auf Tiermilch plus 5 weitere gängige Lebensmittel. Das ergab eine von den National Institutes of Health finanzierte klinische Studie.1

Lesedauer: ca. 3 Minuten

Kuhmilch
Verzicht auf tierischer Milch kann Remission von eosinophiler Ösophagitis fördern. (Foto: Dreamstime.com | Vchalup)

Autorin: Dr. Linda Fischer

Die kürzlich in The Lancet Gastroenterology & Hepatology veröffentlichten Studienergebnisse legen nahe, dass der Verzicht auf Tiermilch allein bei der Behandlung einer eosinophilen Ösophagitis (EoE) genauso wirksam sein kann, wie der Verzicht auf Tiermilch plus 5 weitere Lebensmittel. Dennoch kann bei Menschen mit EoE, deren Erkrankung nach dem ausschließlichen Verzicht auf tierische Milch aktiv bleibt, eine restriktivere Diät den Forscherinnen und Forschern zufolge zur Remission beitragen.1

„Eine diätetische Therapie der eosinophilen Ösophagitis wird für viele Menschen viel einfacher zu befolgen sein, wenn nur ein Lebensmittel aus dem Speiseplan gestrichen wird statt sechs“, sagte Dr. Hugh Auchincloss, amtierender Direktor des National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID), das zum NIH (National Institutes of Health) gehört.

Schmerzhafte, belastende Erstickungserlebnisse

EoE ist eine chronische Erkrankung, die durch einen Überschuss an weißen Blutkörperchen, den Eosinophilen, in der Speiseröhre gekennzeichnet ist. Allergische Entzündungen, die auf Nahrungsmittel zurückzuführen sind, treiben die Krankheit voran, indem sie die Speiseröhre schädigen und ihre Funktion beeinträchtigen. Für Menschen mit EoE kann das Schlucken selbst kleiner Nahrungsmengen zu einem schmerzhaften und belastenden Erstickungserlebnis werden.

Gängiger Ansatz: 6-Nahrungsmittel-Eliminationsdiät

Ein Eckpfeiler der EoE-Behandlung ist der Ausschluss bestimmter Nahrungsmittel aus der Ernährung. In den frühen 2000er Jahren fanden Forscherinnen und Forscher heraus, dass der Verzicht auf 6 häufig vorkommende Nahrungsmittel, die eine Verletzung der Speiseröhre auslösen (Milch, Ei, Weizen, Soja, Fisch und Nüsse) die Anzeichen und Symptome von EoE erheblich reduziert. Diese 6-Nahrungsmittel-Eliminationsdiät (6FED) wurde zu einem gängigen Ansatz für die Behandlung der Krankheit.

Nutzen-Risiko des Verzichts auf mehrere vs. einem Lebensmittel zuvor unklar

In den letzten Jahren wurde mehrfach versucht, die Diät zu vereinfachen: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler führten kleine, nicht-randomisierte Studien durch, in denen 1 bis 4 häufige Nahrungsmittel-Antigene aus der Ernährung entfernt wurden, um EoE zu behandeln – mit geringem Erfolg.

Die neuen Ergebnisse stammen aus der ersten an mehreren Standorten durchgeführten, randomisierten Studie, in der die 6FED mit einer Eliminationsdiät mit nur einem Lebensmittel (1FED) bei Erwachsenen mit EoE verglichen wurde.2

In beiden Gruppen > 35 % mit Remission

An der Studie nahmen 129 Erwachsene im Alter von 18 bis 60 Jahren (im Schnitt 37 Jahre) mit einer bestätigten EoE-Diagnose, aktiven EoE-Symptomen und einer hohen Anzahl von Eosinophilen im Ösophagus-Gewebe teil. Die Teilnehmenden wurden in einem der teilnehmenden medizinischen Zentren in den USA in die Studie aufgenommen, die am Consortium of Eosinophilic Gastrointestinal Disease Researchers teilnehmen, das Teil des von den NIH finanzierten Rare Diseases Clinical Research Network ist.1

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden randomisiert entweder der 1FED, bei der nur tierische Milch vom Speiseplan gestrichen war, oder der 6FED zugewiesen. Primärer Endpunkt war eine histologische Remission mit einer Abnahme der Eosinophilenzahl in einer Gewebeprobe auf < 15 pro Sichtfeld nach 6 Wochen.

Den Endpunkt erreichten in der 6FED-Gruppe 25 von 62 Personen (40 %). In der 1FED-Gruppe waren es 23 von 67 Patientinnen und Patienten (34 %). Der Vorteil der 6FED-Gruppe war mit 6 %-Punkten gering und nicht signifikant.

Auch wenn das Forschungsteam strengere Kriterien für das Erreichen des primären Endpunkts ansetzten (nur 10 Eosinophile pro Sichtfeld) fiel die Differenz (7 %-Punkten; –9 bis 24 %-Punkte) nicht signifikant aus. Lediglich der Anteil an Personen mit vollständiger Remission war in der 6FED-Gruppe signifikant höher (Differenz: 13 %-Punkten; 2–25 %-Punkte).2,3

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