Gefährliche Kombinationen im Überblick
Erfahren Sie hier im zweiten Teil des Beitrags, auf welche vier weiteren Pharmaka-Wechselwirkungen Sie bei der Veordnung achten sollten.
Lesedauer: ca. 2 Minuten

Dieser Beitrag wurde im Februar 2019 mit fachlicher Unterstützung von Dr. med. Dr. rer. nat. Ulrich Grass, Arzt und Apotheker, aktualisiert und ergänzt. Redaktion: Marina Urbanietz, Dr. Nina Mörsch.
Protonenpumpenhemmer (PPI) & Schilddrüsenhormone
PPI, wie z. B. Omeprazol behindern aufgrund der Magensäurehemmung die Resorption diverser Medikamente und Spurenelemente. Das ist als Nebenwirkung der PPI auch so beschrieben.
Lösung: Eine Überwachung der Blutspiegel von Eisen, Kalzium, Magnesium und Vitamin B12 kann unter PPI-Langzeittherapie bei entsprechendem Verdacht angezeigt sein.
Patienten mit gestörter Magensäuresekretion: Die Wechselwirkungen zwischen L-Thyroxin und Omeprazol oder Pantoprazol können eine Dosiserhöhung des Schilddrüsenhormons erforderlich machen. Obwohl PPIs eine 24-h-Wirkung haben, ist hier eventuell die Einnahme des PPIs vor dem Abendessen und nicht wie üblich vor dem Frühstück zu bevorzugen.
L-Thyroxin-Präparate & Hormone mit Antazida: Bei gleichzeitiger Verordnung von L-Thyroxin-Präparaten und Hormonen mit Antazida sollte auf einen zeitlichen Abstand von vier Stunden zwischen der jeweiligen Einnahme geachtet werden.
Gyrasehemmer (Chinolone)
Gyrasehemmer sind Antibiotika, die in der Urologie vor allem zur Behandlung von Harnwegsinfekten und Geschlechtskrankheiten angewendet werden. Außerdem wird diese Antibiotika-Gruppe aber auch bei Infektionen des Bauchraums, der Atemwege und der Augenbindehaut eingesetzt. Gyrasehemmer haben jedoch eine Reihe spezieller, bei anderen Antibiotikaklassen nicht vorkommender Wechselwirkungen. Hier sind die wichtigsten Beispiele:
QT-Verlängerung: Folgende Medikamente verlängern die QT-Zeit:
- Ciprofloxacin, Citalopram, Quetiapin und andere Antidepressiva;
- Pregabalin, Risperidon und weitere Psychopharmaka;
- Amiodaron und andere Antiarrhythmika;
- Levofloxacin, Moxifloxacin, Norfloxacin, Oxifloxacin und andere Fluorchinolone.
Die potenzierende Wirkung auf die QT-Zeit und dadurch möglicherweise auftretende Rhythmusstörungen, die den Patienten gefährden können, wird häufig unterschätzt.
Wirkverstärkung von Begleitmedikamenten: Insbesondere Ciprofloxacin verstärkt aufgrund von metabolischen Interaktionen (Hemmung von 1A2 und 3A4) die Wirkung von Clozapin, Theophyllin, Phenprocoumon, Carbamazepin, Ciclosporin und Methotrexat.
Bei anderen Gyrasehemmern scheinen diese metabolischen Interaktionen zumindest weniger ausgeprägt zu sein.
ASS und Ibuprofen
NSAR wie Ibuprofen binden reversibel an die Cyclooxygenase-1 (COX-1) der Thrombozyten und verhindern so die Acetylierung und irreversible Hemmung der thrombozytären COX-1 durch ASS. Ausmaß und Dauer der Hemmung der Thrombozytenaggregation werden so eingeschränkt, das kardiale Risiko für Patienten mit koronarer Herzkrankheit steigt.
Tipp: Die einmalige Einnahme von NSAR unter ASS-Therapie scheint Experten zufolge unbedenklich. Bei häufiger Einnahme sollten NSAR mindestens acht Stunden vor und frühestens 30 Minuten nach ASS eingenommen werden.
Alternative: Paracetamol scheint die thrombozytenaggregationshemmende Wirkung von ASS hingegen nicht zu beeinflussen.1
NO-Donatoren vs. Phosphodiesterasehemmer (z.B. Viagra)
Bei gleichzeitiger Gabe von Phosphodiesterase (PDE-)-5-Hemmern (z.B. Sildenafil/Viagra) und organischen Nitraten sowie Molsidomin (NO-Donatoren) kann die gefäßerweiternde Wirkung beider Wirkstoffgruppen potenziert werden, wodurch das Risiko von lebensbedrohlichen Blutdruckabfällen steigt. Zu einer lediglich moderaten additiven Blutdrucksenkung führt hingegen die Kombination von PDE-5-Inhibitoren mit Kalziumantagonisten, Betarezeptorenblockern, ACE-Hemmern und Diuretika.1
Vorsicht ist ebenfalls geboten bei Kombination von PDE-5-Hemmern mit Alphablockern, die ebenso zu einem signifikanten Blutdruckabfall führen können. Da die hypotensiven Effekte bei den sog. „uro-selektiven“ Alphablockern (z.B. Tamsulosin) geringer ausfallen, sind diese zu bevorzugen.
Online-Interaktionscheck: Die besten Helfer
- Drug Interactions Checker (kostenfrei, auf Englisch)
- * UpToDate® (kostenpflichtig, auf Englisch)
- * Praxissoftware:
- ** www.gelbe-liste.de
- ** www.rpdoc.de
- ** www.eprax.de
Für Patienten: Wechselwirkungscheck bei Apotheken Umschau.

Dr. med. Dr. rer. nat. Ulrich Grass (Bodman-Ludwigshafen)
Facharzt für klinische Pharmakologie und für Allgemeinmedizin; Fachapotheker für Arzneimittelinformation und für Offizinpharmazie; Referent des Landesapothekerverbands, u.a. Fortbildungs-Seminare zu Arzneimittel-Interaktionen; Mitglied der Vertreterversammlung der Landesapothekerkammer, Vertreter im KV-Bereitschaftsdienst.