
16-jährige Schwimmerin mit fulminantem Krankheitsverlauf
Die Beschwerden einer Jugendlichen werden bei der Untersuchung in der Notaufnahme als harmlos eingeschätzt und die Ärzte entlassen sie wieder. Doch wenige Stunden später hat sich ihr Zustand massiv verschlechtert.
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Dieser Fallbericht basiert auf einer Kasuistik in der Fachzeitschrift Oxford Medical Case Reports, die Christoph Renninger für Sie zusammengefasst hast.1
Nur geringe Auffälligkeiten in der Klinik
Die jugendliche Wettkampfschwimmerin leidet seit 3 Tagen an Bauch-, Kopf- und Muskelschmerzen, Übelkeit und Kurzatmigkeit. Die Bauchschmerzen treten im rechten oberen Quadranten auf und strahlen nicht aus. Außerdem hat sie einen Knoten in ihrer rechten Brust festgestellt. Ihre letzte Periode liegt etwa 3 Wochen zurück, sexuell ist sie nicht aktiv.
Aufgrund ihrer Beschwerden sucht die junge Frau um 7 Uhr morgens eine Klinik auf. Ihre Vitalparameter sind unauffällig und liegen im normalen Bereich. Auch bei der körperlichen Untersuchung erscheint die Patientin gesund. Es zeigt sich lediglich eine leichte Druckempfindlichkeit im rechten Oberbauch. An ihrer rechten Brust kann der untersuchende Arzt keinen auffälligen Knoten oder ein Erythem feststellen, jedoch ist der Bereich unterhalb der Brustwarze etwas druckempfindlich.
Ein Röntgen-Thorax, eine Ultraschalluntersuchung des Abdomens und die Laborergebnisse geben keinen Hinweis auf eine Erkrankung. Die Patientin wird mit intravenöser Flüssigkeit und Ketorolac behandelt, woraufhin sich ihre Tachykardie und die Muskelschmerzen verbessern. Die Jugendliche wird wieder entlassen und die Ärzte empfehlen eine Kontrolluntersuchung bei ihrem Gynäkologen.
Verschlechterung in der Frauenarztpraxis


Gemeinsam mit ihren Eltern sucht die Patientin gegen 15 Uhr ihren Frauenarzt auf, da sich der Knoten in der Brust verschlimmert hat und sich nun außerdem eine difffuser Hautausschlag am ganzen Körper ausbreitet und das Gesicht stark gerötet ist (Abb.1). Ihre Körpertemperatur liegt bei 38,6°C, es kommt zu Schüttelfrost und das Erscheinungsbild ist schlecht.
Eine Palpation der Brust gibt keine Hinweise auf einen infektiösen Prozess, es wird jedoch tiefer im Gewebe ein 2,5 cm großer, höchst druckempfindlicher Knoten unterhalb und seitlich der rechten Brustwarze festgestellt. Der Gynäkologe verweist die Patientin wieder zurück in die Notaufnahme des Krankenhauses. Zuvor verabreicht er noch Paracetamol gegen das Fieber.
Erneut in der Notaufnahme
Als die Familie um 17 Uhr in der Klinik eintrifft liegen folgende Vitalparameter vor:
- Körpertemperatur: 37°C
- Puls: 102 / Minute
- Blutdruck: 92/47 mmHg
- Atemfrequenz: 17 / Minute
- Sauerstoffsättigung: 99%
Auffallend ist eine wegdrückbare Erythrodermie am ganzen Körper. An ihrer Brust fällt neben dem nun schon bekannten Knoten ein Erythem auf, das mutmaßlich von einer Phlegmone verursacht wird. Der Befund des Abdomens ist wie am Morgen, andere Untersuchungen, auch neurologisch, zeigen keine Besonderheiten. Im Labor fallen hingegen einige Werte auf.
Parameter | Ergebnis | Normbereich |
---|---|---|
Leukozyten | 17 × 10 9 /l | 4,5-13 × 10 9 /l |
Alkalische Phosphatase | 136 U/l | 37-134 U/L |
Aspartat-Aminotransferase | 122 U/l | 10-37 U/l |
Alanin-Aminotransferase | 151 U/l | 5-20 U/l |
Bilirubin | 1,4 mg/dl | 0,3-1,2 mg/dl |
Die Werte für Laktat und Kreatininkinase liegen im Normbereich, der Virusnachweis für Influenza A und B, Epstein-Barr-Virus und das humane Respiratorische Synzytial-Virus ist negativ.
Wie ergeht es der Patientin weiter?
Welchen dramatischen Verlauf die Krankheit der jungen Patientin nimmt, was dahinter steckt und wie die Ärzte vorgehen, erfahren Sie im zweiten Teil des Beitrags.