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Der besondere Fall

28. Apr. 2023

Cholezystektomie mit Folgen

Nach einer Cholezystektomie kommt es bei einer 52-jährigen Patientin zu lebensbedrohlichen Beschwerden. Was steckt dahinter?

Lesedauer: ca. 2 Minuten

Autorin: Sarah El-Nakeep | Redaktion: Dr. Linda Fischer

Eine 52-jährige Frau stellt sich mit seit 2 Wochen bestehenden starken Bauchschmerzen vor. 1,5 Monate zuvor hatte sie eine Gelbfärbung der Haut bemerkt und Schmerzen im rechten Oberbauch beklagt, woraufhin eine Gallengangsobstruktion diagnostiziert worden war. Nun hat sie sich einer endoskopischen retrograden Cholangiopankreatikografie (ERCP) unterzogen, bei der jedoch keine Steine gefunden wurden.

2 Wochen nach der ERCP wurde eine laparoskopische Cholezystektomie durchgeführt. Ein Abdomen-CT kurz vor der Operation zeigte eine steingefüllte Gallenblase und keine Erweiterung des Ductus choledochus (Abb. 1).

laparoskopische Cholezystektomie
Abb. 1: Abdomen-CT kurz vor der Operation mit steingefüllter Gallenblase, aber ohne Erweiterung des Ductus choledochus
laparoskopische Cholezystektomie
Abb. 1: Abdomen-CT kurz vor der Operation mit steingefüllter Gallenblase, aber ohne Erweiterung des Ductus choledochus

2 Wochen nach der Cholezystektomie klagte die Patientin über epigastrische und rechtsseitige Bauchschmerzen, die von nicht blutigem Erbrechen und hohem Fieber bis 40 °C begleitet wurden. Sie hatte weder Obstipationsbeschwerden noch eine Meläna.

Die Chirurgie leitete eine orale Antibiose ein, wodurch die Schmerzen etwas zurückgingen. Ihre Körpertemperatur sank auf 37,8 °C, doch normalisierte sich die Temperatur erst nach einer Woche, um schließlich doch zurückzukehren. Nach einer Woche beschrieb die Patientin dann starke blutige Durchfälle und ein heftiges Erbrechen schwärzlicher Flüssigkeit.

Den weiteren anamnestischen Angaben zufolge hat die Patientin den vollen Covid-19-Impfschutz. Sie nimmt zur Empfängnisverhütung die Pille und hat regelmäßige Menstruationen. Sie raucht täglich eine halbe Schachtel Zigaretten. Ihre Lipid-Werte sind leicht erhöht, weshalb sie regelmäßig eine Ernährungsberaterin aufsucht, derzeit aber keine Lipid-Senker einnimmt.

Körperliche Untersuchung

Die Vitalparameter:

  • Puls 110/min regelmäßig
  • Blutdruck 90/60 mmHg
  • Atemfrequenz 28/min

Bei der Palpation des Abdomens registrieren die Ärztinnen und Ärzte Druckempfindlichkeit und eine Abwehrspannung über der gesamten Bauchdecke, jedoch kein „bretthartes“ Abdomen. Es ist keine ikterische Verfärbung der Haut zu sehen, ebenso wenig finden sich Ödeme und keine Entzündungszeichen. Die Patientin ist wach und voll orientiert.

Laborwerte

  • Leukozyten: 20.000 Zellen/µl (normal 4500–11.000 Zellen/µl)
  • Hämoglobin: 8 g/dl (normal 11,6–15 g/dl)
  • Thrombozyten: 300.000/µl (normal 150.000–450.000 Zellen/µl)
  • Kreatinin: 2,5 mg/dl (normal 0,9–1,3 mg/dl)
  • Harnstoff-Stickstoff: 100 g/dl (normal 6–24 mg/dl)
  • Blutsenkungsgeschwindigkeit: 120 mm/h (normal 1–20 mm/h)
  • Carbohydrate-Antigen 19-9: 25 U/mL (normal < 37 U/ml)
  • International Normalized Ratio: 1,1 (normal ≤ 1,1)
  • Prothrombin-Zeit: 10 s (normal 11–13,5 s)
  • Laktatdehydrogenase: 1500 U/l (normal 105–333 U/l)
  • alkalische Phosphatase: 140 U/l (normal 44–147 mmol/l)
  • Gamma-Glutamyltransferase: 35 U/l (normal 5–40 U/l)
  • Gesamtbilirubin: 1 mg/dl (normal 0,1–1,2 mg/dl)
  • direktes Bilirubin: 0,2 mg/dl (normal 0,3 mg/dl)
  • Aspartat-Aminotransferase: 30 U/l (normal 8–48 U/l)
  • Alanin-Aminotransferase: 40 U/l (normal 7–55 U/l)

Lesen Sie im zweiten Teil des Beitrags, mit welcher Diagnose die Befunde im Einklang stehen und wie die Ärztinnen und Ärzte die Patientin behandeln können.

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