
Plötzliche Krankheit oder Selbsttherapie mit schädlicher Wirkung?
Eine 39-jährige Frau aus dem englischen Newcastle kommt in die Notaufnahme, da sie seit einer Woche unter einem Ikterus und Übelkeit leidet. Die ehemalige Alkoholikerin lebt seit einigen Wochen abstinent. Wo liegt die Ursache für die Symptome?1
Lesedauer: ca. 1 Minute

Redaktion: Christoph Renninger
Seit 3 Monaten kein Alkoholkonsum
Die 39-Jährige hat in den vergangenen fünf Jahren täglich sechs Einheiten Alkohol (60 g reiner Alkohol) getrunken, seit drei Monaten lebt sie jedoch abstinent. Reisen hat sie in der letzten Zeit nicht unternommen, auch verschreibungspflichtige Medikamente nimmt sie nicht ein.
Zur Selbsttherapie von Ängsten besorgt sie sich im Drogeriemarkt pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel, die Biotin, Basilikumpulver und Ashwagandha-Wurzelextrakt (154 mg/Kapsel) enthalten und nimmt diese täglich ein.
Ergebnisse der Untersuchung
Die Patientin ist in der Klinik tachykard und weist gelblich gefärbte Haut und Sklera auf. Ihr Abdomen ist weich ohne Druckschmerzen. Es bestehen keine Anzeichen einer chronischen Lebererkrankung.
Im Labor werden folgende Werte erhoben:
- Bilirubin: 154 µmol/l
- Alkalische Phosphatase: 184 IE/l
- Alanin-Aminotransferase: 1514 IE/l
- R-Wert: 26,7
Es gibt keine Auffälligkeiten im Blutbild oder in der Urinanalyse, auch Elektrolyte und ein Screening auf Paracetamol sind normal. Weitere Blutproben werden für ein Leberscreening eingesandt.
Im weiteren Verlauf entwickelt die Frau Schmerzen im rechten oberen Quadranten, wird lethargisch und ein Juckreiz tritt auf. Eine Ultraschalluntersuchung ist ohne auffälliges Ergebnis. Die Patientin wird stationär aufgenommen.
Weitere Untersuchungen folgen
Eine Blutuntersuchung auf verschiedene Viren (Hepatitis A, B, C und E, HIV, SARS-CoV-2) fällt negativ aus. Auch diverse Autoantikörper (Anti-mitochondrial, gegen glatte Muskelzellen oder Anti-LKM-1) können nicht nachgewiesen werden. Immunglobuline A, G und M, Ferritin, Caeruloplasmin und α-Feroprotein liegen im normalen Bereich.
Diagnose, Therapie und Besonderheiten
Welche Diagnose das Behandlungsteam stellt, mit welchem neuen Therapieansatz vorgegangen wird und was den Fall besonders macht, lesen Sie im zweiten Teil.
Dieser Beitrag erschien am 28.01.2022 im Original und wurde am 17.10. aktualisiert.