
Fallauflösung: Kolikartige Bauchschmerzen eines Hobbyjägers
Tatsächlich traf nach der Entlassung des Patienten die Hepatitis-E-Serologie ein, die sich als positiv erwies und von der Hausärztin und dem Gastroenterologen mittels Anti-Hepatitis-E-Antikörper-IgG und -IgM bestätigt wurde. Die PCR blieb im Verlauf hingegen negativ. Die Transferrinsättigung normalisierte sich.
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Wie hatte sich der Patient angesteckt?
Auf Nachfrage gab der Patient an, hin und wieder nicht ganz gar gekochte Leber zu essen. Der Patient machte jedoch keine klare Angabe, ob es sich dabei um Hirschleber oder (Wild-)Schweineleber handelt. Als Jäger hat er Zugang zu beidem.
Hepatitis-E-Infektion: Typische Symptome & Übertragung
Die akute Hepatitis E ist meist selbstlimitierend über eine Dauer von sechs bis sieben Wochen. Die Klinik reicht von asymptomatischen Verläufen bis hin zum fulminanten Leberversagen. Typische Symptome sind
- Ikterus, Asthenie, Fieber, Gelenks- und Abdominalschmerzen. Eine ausgeprägtere Reaktion auf die HEV-Infektion wurde bei Personen mit Hepatosteatosis und Leberfibrose gesehen.
Es werden verschiedene Übertragungswege diskutiert. In den Industrieländern ist die Transmission eher unklar. Aktuell geht man bei der HEV-Infektion von einer Zoonose aus, die über das Essen von zu wenig gekochtem Fleisch wie etwa Hirsch und (Wild-)Schwein), insbesondere von Leber übertragen wird. Insbesondere Schweinefleisch sollte deshalb gut durchgekocht (über 56°C) bzw. gebraten verspeist werden, raten die Ärzte. Nicht durchgegartes Grillgut ist oftmals die Ursache für Hepatitis-Infektionen.
Auch eine chronische Hepatitis E infolge von Bluttransfusionen wurde beschrieben. In den Industrieländern wird die sporadische akute Hepatitis oft als medikamenteninduziert oder Autoimmunhepatitis fehldiagnostiziert.
Diagnose & Therapie
Der Nachweis einer HEV-Infektion erfolgt über molekulare Techniken und Immun-Elektronenmikroskopie des Stuhls und Serums und serologische Untersuchungen. HEV-RNA wird im Stuhl mittels PCR festgestellt, eine Woche vor Beginn der Symptome. Sie persistiert über zwei Wochen.
Da die Infektion selbstlimitierend ist, hat die Therapie rein supportiven Charakter: Im Fokus stehen die ausreichende Hydratation und der Elektrolytausgleich sowie eine symptomatische Behandlung. Außerdem sollte eine Alkoholkarenz eingehalten werden.
Eine Hospitalisation ist nur bei Patienten nötig, die keine ausreichende Flüssigkeit und Nahrung zu sich nehmen können. Bei schweren Fällen von HEV und Auftreten von chronischen Infektionen wird eine Anwendung von pegyliertem α-Interferon (Peg-IFN) und Ribavirin diskutiert. Ribavirin als Monotherapie (1200 mg pro Tag) zeigte sich als effektiv gegen schwere akute Hepatitis-E-Infektionen bei Immunsupprimierten und nicht-immunkompromitierten Patienten.

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Originaltext veröffentlicht am 17.12.2016, aktualisiert am 23.08.2023