
Doping-Update: So erkennen Sie Substanzmissbrauch
Über die Epidemiologie von Doping, nicht nur im Leistungssport, und anhand welcher Stigmata der Gebrauch illegaler Substanzen erkannt werden kann, sprach Prof. Dr. Christoph Raschka, Würzburg, auf dem DGIM Kongress 2023.1
Lesedauer: ca. 3 Minuten

Autor: Christoph Renninger
Verbotsliste jährlich aktualisiert
Auf der Verbotsliste der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) finden sich eine Reihe von Wirkstoffen, die immer (in und außerhalb von Wettkämpfen) verboten sind.2 Dazu zählen auch Substanzen, die für die therapeutischen Anwendung beim Menschen nicht zugelassenen sind, etwa Medikamente in der Entwicklung, Designerdrogen oder Mittel aus der Veterinärmedizin.
Außerdem finden sich auf der Liste:
- Anabole Wirkstoffe wie anabol-androgene Steroide (z.B. Stanozolol, Testosteron) und andere anabole Stoffe (z.B. Clenbuterol)
- Peptidhormone, Wachstumsfaktoren und verwandte Stoffe (z.B. Erythropoetin, HGH, IGF-1)
- Beta-2-Agonisten (Ausnahmen sind etwa Salbutamol zur Inhalation)
- Hormon-Antagonisten und metabolische Modulatoren (z.B. Aromatasehemmer, Tamoxifen, Insulin), zur Behandlung der Doping-Nebenwirkungen
- Diuretika und andere Maskierungsmittel (z.B. Furosemid, Dextran)
Immer verbotene Methoden sind eine Erhöhung des Sauerstofftransfers (etwa durch Blutdoping), Manipulationen (z.B. Fremdurin) und Gendoping (Veränderung der Genexpression). Bestimmte Wirkstoffe sind im Wettkampf verboten (Stimulanzien, Narkotika, Cannabinoide, Glukokortikoide), manche nur bei einzelnen Sportarten (z.B. Beta-Blocker bei Konzentrationssportarten wie Darts, Schießen und seit diesem Jahr auch Minigolf und Speerfischen). Alkohol steht seit 2018 nicht mehr auf der Liste, dagegen kommt ab 2024 Tramadol auf die Verbotsliste, da es Hinweise auf einen signifikanten Gebrauch in Radsport, Rugby und Fußball gibt.
Doping in Fitnessstudios
Eine Studie untersuchte die Doping-Epidemiologie im Freizeitsportbereich im Großraum Frankfurt am Main, diese ist noch kritischer als der Einsatz im Spitzensport. In kommerziellen Fitnessstudios (ohne Vereins- und Hochschulsport) konsumierten 26% der Männer und 14% der Frauen illegale Substanzen wie Testosteron, Stanozolol oder Stimulantien).
In mehr als jedem vierten Fall waren die Mittel ärztlich verschrieben. Raschka führt als Beispiel Clenbuterol an, das recht leicht als Asthmamittel verordnet werden kann. In ländlichen Region ist der Anteil geringer als in der Großstadt, wie eine weitere Untersuchung zeigte.
Stigmata von Dopingmittel-Gebrauch
Der Verdacht auf Anabolika/Testosteron-Missbrauch kann bei Männern mit Gynäkomastie, Striae distensae, Genitalatrophie oder Infertilität aufkommen. Bei Frauen sind Hirsutismus, Schildknorpelhypertrophie, eine tiefere Stimmlage, Mammaatrophie und eine Klitorishypertrophie mögliche Hinweise.
Bei beiden Geschlechtern zählen Alopecia androgenica, Exophthalmus, Steroidakne, Einstichstellen, Quellmuskulatur, Wachstumsstillstand bei Jugendlichen, Seborrhö, Ödeme, Agitiertheit, Stimmungsschwankungen und Aggressivität (roid rage) zu den Stigmata. Für die psychischen Folgen führte Raschka die erschreckenden Fälle von Chris Benoit und Bertil Fox.
Der Missbrauch von Wachstumshormonen (Somatotropin) kann mit Veränderungen am Kopf, Struma, tiefer Stimme, Pratzenhand, Ödemen, vergrößerten Füßen und Akromegalie bzw. Gigantismus bei Jugendlichen einhergehen. Am Schädel können Cutis verticis gyrata auftreten, häufiger bei Türstehern zu sehen.
Kokainmissbrauch zum Doping kann sich u.a. durch Schädigungen der Nasenscheidewand, Hyperthermie, Logorrhö und paranoid-halluzinatorische Symptome („Kokainkäfer“) zeigen. Bei Amphetamin können Mydriasis und ein erhöhter Muskeltonus äußerlich sichtbare Anzeichen sein.
Dopingstigmata durch EPO und Bluttransfusionen sind etwa eine Polyglobulie, Plethora, Rubeosis faciei und Einstichstellen. Bei Bluttransfusionen allein kann eine Gelbsucht auf die Anwendung der verbotenen Methode hinweisen.
Was bringt es eigentlich?
Raschka blickte auf die Leistungssteigerung durch Doping auf das Bankdrücken im Superschwergewicht. Der Weltrekord liegt derzeit bei 501,2 kg. Eine Analyse zeigte, dass allein aufgrund der genetischen Disposition eine Maximalleistung von 230 kg (ca. 47%) möglich ist. Selbst bei intensivem Training ist nach etwa zwei Jahren keine große Steigerung mehr möglich.
Durch Verbesserungen der Technik sind Steigerungen um ca. 13% möglich und Hilfsmittel wie Bankdrücker-T-Shirts mit Federfunktion können weitere 22% Verbesserung ermöglichen. Der Dopinganteil liegt somit geschätzt bei ca. 20%, da eine derartige Leistung ohne Wirkstoffe nicht möglich sei.
Beim Vergleich zwischen Sportarten kann durch Doping in Sprintdisziplinen eine Leistungssteigerung um einige Prozent erreicht werden. In Ausdauerdisziplinen liegt die Steigerung bei 10-15%. Am größten ist der Effekt in Kraftdisziplinen mit >20%. Raschka kommt zum Fazit, dass Doping kein Zaubertrank sei, sondern genutzt wird, um möglicherweise entscheidende Steigerungen der eigenen Leistung zu erzielen.
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