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Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin

24. Juni 2022
DGIMTalk Health innovation day: Digitalisierung

Wie kann Digitalisierung die Medizin verbessern?

eHealth, mHealth, DiGA, KI und Telemedizin – eine breite Palette digitaler Technologien schickt sich an, den ärztlichen Alltag zu verändern. Doch welche Anwendungen im Bereich der Inneren Medizin sind bereits in der Praxis angekommen und welche Potenziale bietet die Digitalisierung? 1

Lesedauer: ca. 3 Minuten

Arzt Handy

Dieser Beitrag wird vertreten durch die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). Redaktion: Sebastian Schmidt.

Digitale Technologien sollen die ärztliche Tätigkeit unterstützen, Diagnosen erleichtern und Therapien sicherer machen – so das Ideal. Zunächst einmal müssen Medizinerinnen und Mediziner wie auch Patientinnen und Patienten das „Neuland“ digitaler Technologien noch erkunden. Allerdings sind wesentliche Rahmenbedingungen wie Abrechnungsmöglichkeiten und Haftungsregelungen oft noch unklar. „Viele Kollegen sind beim Stichwort Digitalisierung noch skeptisch und denken vor allem an umständliche digitale Prozesse wie das eRezept“, konstatierte Köhler zu Beginn der Sendung. Er registriere jedoch eine große Offenheit und einen wachsenden Informationsbedarf – die Talk-Runde wolle daher aufzeigen, wie Digitalisierung zum Wohle der Patienten die Medizin besser machen könne.

DIGAs haben volles Potential nicht ausgeschöpft

Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA), die seit Herbst 2020 auf Rezept verordnet werden können, haben noch nicht ihr volles Potential ausgeschöpft „DiGA sind CE-zertifizierte Medizinprodukte, die nach erfolgreicher Prüfung durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in das DiGA Verzeichnis aufgenommen werden können“, umriss Dr. med. Mirja Mittermaier, Digital Clinician Scientist am Berlin Institute of Health der Charité. DiGA sollen die Erkennung, Überwachung oder Behandlung von Krankheiten unterstützen – ein Potenzial, das sich auch für den internistischen Bereich nutzen lasse. Derzeit seien noch viele Fragen offen, die Vergütung für den verschreibenden Arzt gering, jedoch haben DiGA als innovative, neue Mittel das Potential, Internistinnen und Internisten in der Therapie unterstützen zu können.

Große Chancen durch Remote Patient Management

Das gleiche gilt für das Remote Patient Management (RPM) und die Telemedizin, wie PD Dr. med. Sebastian Spethmann, interventioneller Kardiologe und Versorgungsforscher der Charité und Professor Dr. med. Christoph Schöbel, Schlafmediziner mit Schwerpunkt Telemedizin an der Universitätsmedizin Essen, in ihren Beiträgen aufzeigten. So profitierten etwa Menschen mit chronischer Herzinsuffizienz von einem RPM, das im Rahmen der TIM-HF-2-Studie der Charité untersucht wurde. Durch die Intervention verbesserten sich zum einen patientenbezogene Endpunkte wie das Hospitalisierungs- oder Sterberisiko, zum anderen erwies das RPM sich auch wirtschaftlich als vorteilhaft. „Solche Programme sind gerade in strukturschwachen Regionen mit limitierter fachärztlicher Versorgung sehr hilfreich“, so Spethmann.

Im pulmologischen Bereich hat die Covid-19-Pandemie dem RPM einen Schub gegeben. Per Telemedizin sei der Spagat zwischen der Akutversorgung von Covid-19-Patienten einerseits und andererseits der Betreuung von Menschen mit Asthma oder COPD, die dem erhöhten Infektionsrisiko in der Klinik nicht ausgesetzt werden sollten, zu bewältigen gewesen, so Schöbel. In seiner Studie übermittelten Patientinnen und Patienten regelmäßig Messdaten zur Lungenfunktion per Bluetooth-Spirometer und Smartphone-App an ihre Ärztinnen und Ärzte. Dies habe auch ohne direkten Arztkontakt ein engmaschiges Monitoring ermöglicht.

Wearables mit sehr akkuraten Aufzeichnungen

Wie Wearables als mHealth-Geräte zur Gesundheitsversorgung beitragen, zeigte Dr. med. Dennis Lawin, Kardiologe am Klinikum Bielefeld und Digital Clinician Scientist an der Universität Bielefeld. So könne ein vom Patienten selbst per Apple-Watch aufgezeichnetes, 30-sekündiges Ein-Kanal-EKG ausreichen, um die Diagnose eines Vorhofflimmerns zu stellen. „In Studien haben sich diese Aufzeichnungen mit einer Sensitivität und Spezifität von über 90 Prozent als sehr akkurat erwiesen“, sagte Lawin. Gerade bei paroxysmalen Herzrhythmusstörungen sei diese Möglichkeit relevant, sehe man ambulante Patientinnen und Patienten doch meist nicht gerade während eines Anfalls.

Die digitalen Möglichkeiten wirken sich auch auf das Arzt-Patienten-Verhältnis aus. „Die Gesundheitskompetenz der Patientinnen und Patienten wird gestärkt, man begegnet sich eher auf Augenhöhe“, sagte etwa Christoph Schöbel, der auch die AG Telemedizin der DGIM leitet. Mirja Mittermaier merkte an, dass bereits das Nutzen einer DiGA die Beschäftigung mit der Erkrankung fördere.

Für die Zukunft wünschten sich die DGIM-Fachleute unter anderem die Möglichkeit, die in den Telemedizin-Zentren einlaufenden Daten perKI filtern zu lassen, um die Skalierung zu einer breiten Anwendung überhaupt leisten zu können. Diese breite Anwendung sei prinzipiell gewünscht und werde von der Ärzteschaft mitgetragen, resümierte Moderator Köhler in seinem Schlusswort: Trotz der aktuell noch schlechten Vergütung würden die digitalen Möglichkeiten als Teil einer modernen Behandlung zum Wohle der Patientinnen und Patienten akzeptiert.

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