Phytotherapie (Pflanzenheilkunde)

phytotherapie pflanzenheilkunde

Die Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) befasst sich mit der Anwendung von Heilpflanzen als Arzneimittel und ist weltweit verbreitet. Sie verwendet nicht, wie sonst in der Pharmakologie üblich, einzelne Wirkstoffe, sondern nur ganze Pflanzen oder Pflanzenteile (z.B. Blüten, Blätter und Rinden).

Gängige Anwendungsformen dieser als Drogen bezeichneten Ausgangsstoffe sind z.B. Tees, Tinkturen und Extrakte. Problematisch ist die zum Teil enorme Schwankung des Wirkstoffgehalts in den Pflanzen, da diese von verschiedenen Faktoren wie Klima, Erntezeitpunkt, Lagerung und Herstellung abhängt. Dadurch sind Wirkungen und Nebenwirkungen der Phytotherapie oftmals unvorhersehbar und pflanzliche Fertigarzneimittel sind in vielen Fällen zu bevorzugen, da deren Herstellung in der EU strengen Qualitätsbestimmungen unterliegt. Diese werden unter anderem vom Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel der Europäischen Arzneimittelagentur (EMEA) vorgegeben.

Die Phytotherapie ist stark in der Kultur vieler Völker verankert und wird von vielen als „sanfte Alternative“ zur Schulmedizin gesehen. Bei letzterem wird häufig übersehen, dass bei Phythotherapeutika, wie bei künstlich erzeugten Medikamenten auch, für eine mögliche Wirkung immer auch mögliche Neben- und Wechselwirkungen in Kauf genommen werden müssen. Als Beispiel genannt sei das bei leichten Depressionen wirksame Johanneskraut, welches als Nebenwirkung unter anderem die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöht und als Wechselwirkung unter anderem die Anti-Baby-Pille unwirksam machen kann.

Die moderne Phytotherapie bemüht sich jedoch, die Erwartungen der Patienten realistisch zu halten und nach den Prinzipien der naturwissenschaftlichen Medizin zu arbeiten. Darin unterscheidet sie sich von der anthroposophischen Medizin und der Homöopathie, Schulrichtungen, die vom Großteil der Bevölkerung leider immer noch als mit der Phytotherapie identisch betrachtet werden.

Zahlreiche in der Schulmedizin verwendete Medikamente waren ursprünglich aus Pflanzen isolierte Reinstoffe oder sind es immer noch. Beispiele hierfür sind Opium, Digitalis und Colchicin - alles drei hochwirksame Substanzen, die bei Überdosierung aber auch hochgradig gefährlich sind. Davon abzugrenzen ist die Anwendung milder pflanzlicher Wirkstoffe zur Linderung „banaler“ Symptome, z.B. Thymiantee bei Reizhusten oder Gurgeln mit Salbeitee bei leichten Entzündungen im Mund-Rachenraum, die häufig gute und besser verträgliche Alternativen zu schulmedizinischen Interventionen darstellen.

letzte Änderungen: 09.08.2011

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