Die Autoren eines Beitrags in den
Mayo Clinic Proceedings machen deutlich, dass Zuhören Nähe schafft, Neugier fördert und Vertrauen stärkt. Doch im hektischen Klinik- und Praxisalltag ist dies oft nur schwer umzusetzen – mit Folgen für Patienten und Ärzte gleichermaßen.
1 Zuhören ist mehr als Hören
Hören ist ein physiologischer Vorgang, eine automatische Reaktion des Gehirns, die kaum Anstrengung erfordert. Zuhören hingegen bedeutet bewusste Aufmerksamkeit: Es geht um die Interpretation verbaler und nonverbaler Signale, um das Verstehen von Bedeutung und Kontext. In der Medizin umfasst aktives Zuhören nicht nur das Erfassen der Patientengeschichte, sondern auch der Nuancen in Sprache, Stimme und Körpersprache.
Gerade diese intensive Form des Zuhörens entfaltet in der Arzt-Patienten-Beziehung ihre ganze Wirkung. Sie gilt als ein
Schlüsselfaktor für eine qualitativ hochwertige Versorgung.
Wenn Zeitdruck das Zuhören unmöglich macht
Die Realität in vielen Kliniken und Praxen sieht jedoch anders aus. Ärztinnen und Ärzte arbeiten unter hohem Druck; die Zeit für Konsultationen und Visiten ist knapp bemessen. Effizienz und Prozessoptimierung dominieren – zu Lasten einer echten, aufmerksamen Kommunikation.
Diese „komprimierte“ Form der Versorgung birgt Risiken. Wird die Perspektive von Patienten kaum berücksichtigt, kann dies nicht nur zu einem ineffektiven oder unerwünschten Therapieverlauf führen, sondern auch dazu, dass sich Menschen unverstanden und nicht wertgeschätzt fühlen.
Wenn Ärztinnen und Ärzte bewusst auf die Hinweise und Vorschläge ihrer Patientinnen und Patienten eingehen, entsteht eine Form der Zusammenarbeit: Die medizinische Expertise wird ergänzt durch die Sichtweise und die Werte der Patienten. Das Ergebnis ist eine gemeinsame
Entscheidungsfindung, die Vertrauen schafft und Therapien stärkt.
Modelle des Zuhörens in der Praxis
In den
diskutieren Ärztinnen und Ärzte, wie ein wertebasiertes, aktives Zuhören in der Praxis aussehen kann. Ihre Kernaussage: Zuhören ist nicht nur ein idealistisches Ziel, sondern eine praktische Notwendigkeit, weil Vertrauen eine Grundvoraussetzung für gute Medizin ist. Was in der Vertrautheit eines Sprechzimmers ausgesprochen wird, unterscheidet sich grundlegend von den bruchstückhaften Informationen in einer elektronischen Patientenakte.