
Bei der akuten tiefen Bein- und Beckenvenenthrombose (TVT) handelt es sich um eine komplette oder teilweise Verlegung der Venen durch Blutgerinnsel, die zum lokalen Wachstum und zur Auslösung einer lebensbedrohlichen Lungenembolie neigen.
Frühzeitige Diagnose und Therapie reduzieren diese Risiken ebenso wie das spätere Auftreten einer chronischen venösen Insuffizienz. Vor allem bei immobilen Patienten verläuft die Thrombose oft ohne Symptome. Klassische Anzeichen sind sonst Ödem, Schmerz, Spannungsgefühl, Zyanose und verstärkte Venenzeichnung.
Die klinischen Untersuchungstechniken allein (Homans, Sigg, Payr, Bisgaard u.a.) haben zwar bei ambulanten Patienten eine Sensitivität von 60 - 90%, sind jedoch ausgesprochen unspezifisch. Der D-Dimer-Test hat bei Verwendung von ELISA-Tests eine Sensitivität um 95% (bei manuellen Schnelltests weniger). Trotz ihrer geringen Spezifität können D-Dimere bei niedriger klinischer Thrombosewahrscheinlichkeit (KW) einen ersten, wenig aufwändigen Diagnoseschritt darstellen.
Bei hoher KW sollte hingegen sofort eine Kompressionssonographie durchgeführt werden. Diese hat bei proximaler Thrombose eine Sensitivität und Spezifität von 95 - 100%, geübte Untersucher erzielen mit modernen Ultraschallgeräten ähnlich gute Ergebnisse auch bei distalen Thrombosen.
Bei gesicherter Thrombose ist die sofortige und ausreichende Antikoagulation erforderlich, um Thrombuswachstum und Lungenembolie zu verhüten. Am Anfang erfolgt diese in den meisten Fällen mit niedermolekularem Heparin, dessen Therapie mittels Bestimmung der anti-Faktor Xa-Aktivität überwacht werden kann. Die Sekundärprophylaxe der Thrombose erfolgt bei fehlenden Kontraindikationen mit Vitamin K-Antagonisten (z.B. Phenprocuomon (Marcumar) oder Warfarin) mit INR-Zielwert von meist 2,0 bis 3,0.
Die Therapiedauer hängt von der Ursache der TVT, den Risikofaktoren des Patienten und der Frage ob es sich um Erstereignis oder Rezidiv handelt, ab. Wichtigste Nebenwirkung der Therapie sind Blutungen.
2009 veröffentlichte das NEJM eine Studie, wonach der direkte Thrombin-Inhibitor Dabigatran (Pradaxa) bei Thrombose gleich wirksam sei wie Warfarin. Dabigatran ist für diese Indikation aber noch nicht zugelassen und Langzeitdaten fehlen bisher.
Weitere wichtige Bausteine der Behandlung sind die Kompressionstherapie des betroffenen Beins und die Mobilisierung des Patienten nach adäquater Antikoagulation. In vielen Fällen ist im Verlauf zur Abklärung der Thromboseursache die Suche nach angeborener Thrombophilie und nach einem Tumor erforderlich.
letzte Änderungen: 06.07.2011
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